Allgemein
Coenzym Q10 bei Parodontitis
12. Mai 2011
3-D Molekular-Model vom Coenzym Q10Three-dimensional molecular model of Coenzyme Q10 Quelle: Adobe Stock
Bei allen entzündlichen Prozessen im Körper werden vermehrt zellfeindliche sogenannte „Freie Radikale“ gebildet. Dies hat zur Folge, dass der oxidative Stress für den Körper deutlich ansteigt. Je schwerer eine Entzündung des Zahnhalteapparats (Zahnfleisch, Parodont oder Kieferknochen) ist, desto negativer zeigt sich der messbare oxidative Status aller Körperzellen. Ihre Gegenspieler, die sogenannten „Antioxidantien“, verhindern unter normalen Umständen den Angriff auf die Zellstrukturen.
Das Problem
Bei entzündlichen Erkrankungen des Parodontiums (Zahnhalteapparats) gerät der antioxidative Status jedoch sowohl im umliegenden Zahnfleischgewebe als auch im gesamten Körper aus dem Gleichgewicht. Ist die antioxidative Balance zugunsten überreichlich gebildeter Freier Radikale derart gestört, kann eine Parodontitis (Zahnfleisch-Entzündung) durch Schädigung des Zahnfleischgewebes zu einer nicht umkehrbaren Schwächung des Zahnhalteapparats führen. Denn Zahnfleisch-Entzündungen befallen leider nicht nur das sichtbare Zahnfleisch, sondern arbeiten sich häufig tief bis zu den Zahnwurzeln vor.
Das Zahnfleischgewebe reagiert mit direkten (zellulären) und indirekten (humoralen) Immunvorgängen. Dies führt zur Schwellung des Zahnfleisches, zur Bildung tiefer Zahnfleischtaschen (Vertiefungen der Zahnfleischfurche) sowie zum Rückgang des Bindegewebes und häufig zu Knochenabbau. Dies kann im schlimmsten Fall zum Zahnverlust führen.
Die Lösung
Untersuchungen zeigten, dass eine erhöhte Zufuhr antioxidativ wirksamer Mikronährstoffe zu einer Verbesserung des antioxidativen Status führt und im umliegenden Gewebe des Entzündungsherdes des gesamten Körpers und die Entzündungsprozesse enorm reduziert werden. Forschungsarbeiten zur antioxidativen Entzündungshemmung ergaben zudem, dass die körpereigene vitaminähnliche Substanz Coenzym Q10 das derzeit effektivste Antioxidans für den Einsatz bei Entzündungen des Zahnhalteapparats darstellt.
Die orale Zufuhr sowie die flüssige lokale Anwendung von Coenzym Q10 mindert die vorherrschenden Entzündungsprozesse. Sie steuert der Entstehung tiefer Zahnfleischtaschen entgegen und unterstützt den Regenerationsprozess.
Die ergänzende Behandlung mit dem Coenzym Q10 ist deshalb ein bedeutsamer Bestandteil einer umfassenden Parodontitis-Behandlung.
Da oxidativem Stress eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Entzündungen und Zahnfleischtaschen zukommt, ist die orale sowie topische (lokale) Anwendung in Form von flüssigem Coenzym Q10 bei allen entzündlichen Prozessen des Zahnhalteapparats angezeigt.
Was ist eigentlich das Coenzym Q10?
Coenzym Q10 ist ein vitaminähnlicher körpereigener Zellstoff, der mit wenigen Ausnahmen in allen Zellen des Organismus vorliegt. Er schützt als Antioxidans die Zelle vor schädigenden Freie Radikalen. Doch dem Coenzym Q10 kommt noch eine andere wichtige Aufgabe zu: Die Bereitstellung von benötigter Zellenergie erfordert ebenfalls Coenzym Q10.
Aufgrund des vermehrten Verbrauchs von Q10 als körpereigenes Antioxidans bei Entzündungsprozessen, sinkt das verfügbare Coenzym Q10. In der Folge ist die Energiegewinnung der Zellen beeinträchtigt und der Zellstoffwechsel gestört. Entzündliche Erkrankungen des Parodontiums können so langfristig zu einer energetischen Verarmung des umliegenden Gewebes führen. Die Widerstandskraft der Zellen sowie die Regenerationsfähigkeit des Gewebes werden zudem herabgesetzt.
Mehr als drei Jahrzehnte umfasst die internationale Forschung zu Coenzym Q10 in der Zahnheilkunde. Es existiert mittlerweile eine beeindruckende Zahl an Studien zur Wirksamkeit einer Q10-Behandlung bei entzündlichen Zahn(fleisch)-Erkrankungen. Daraus ist ersichtlich, dass diese auf ein Missverhältnis zwischen Immunfunktion und oxidativer sowie mikrobieller Belastung zurückzuführen sind.
Coenzym Q10 in der Zahnmedizin
Coenzym Q10 als körpereigenes Antioxidans kommt daher in der Zahnmedizin eine tragende Rolle bei der Therapieunterstützung (und Prophylaxe) paradontaler Entzündungserkrankungen zu. Eine Metaanalyse von 7 Studien zeigt, dass die Anwendung von flüssigem Coenzym Q10 bei Zahnfleischerkrankungen bei 70 % von 332 Patienten zu einer Linderung führte.
Eine japanische Doppelblindstudie (eine Studie, bei der weder der Versuchsleiter noch die Probanden Kenntnis über die Gruppenzugehörigkeit haben) untersuchte die klinische Wirkung von täglich 50 mg flüssigem Q10 auf parodontale Erkrankungen bei 56 Personen. Nach 12 Wochen stellten die Wissenschaftler in der Q10-Gruppe eine (verglichen mit der Plazebo-Gruppe) signifikant niedrigere Zahnmobilität fest (P < 0,05). Die mittlere Tiefe der Zahnfleischtaschen unterschied sich bei der Q10- und der Plazebo-Gruppe signifikant um über 4 mm (P < 0,02).